Lixus – die Reste einer römischen Stadt bei Larache

Sonntagsmarkt, von dem Had Kourt seinen Namen hat

Beim Rundgang durch Had Kourt am höchsten Punkt angelangt – mit herrlichem Panorama

Feierlicher Empfang in der Gemeindehalle von Had Kourt

Einladung bei Ahmeds Familie zum Dank für die geglückte OP

Am letzten Abend zurück in Fès noch ein Konzert

Ubcycling von Farbeimern zu Mülleimern

Ouazzane

Die Internatsschüler geben uns eine Kostprobe ihrer Beiträge zur kulturellen Woche

Die fertigen Tischtennisplatten werden den künftigen Benutzern im Internat und im Haus der Jugend vorgeführt

Lotte und Zenta verlieben sich in zwei herrenlose Hündchen und lassen für sie eine Hütte bauen

Fürstlicher Empfang in Badrs Heimatdorf

Mounia mit dem schwarzen Kopftuch bittet uns um Hilfe – drei Jahre schon konnte sie nicht zur Schule

Unser Gastgeschenk für das vom neuen Erziehungsminister verfügten wöchentlichen Absingen der Nationalhymne

Die hergestellten Garderoben hängen und werden benutzt

Ahmed tanzt

Marokkoprojekt 2018

Am 21. März flogen 16 Schüler der Klassen 9 – 11 aus dem Schnee nach Marokko, wo es aber auch ziemlich frisch war, vor allem in den unbeheizten und schlecht isolierten Häusern. Erst im Laufe unseres Aufenthaltes wurden wir zunehmend auch von der Sonne verwöhnt. Zwei Tage verbrachten die Schüler in Fès, wo sie noch als Gruppe zusammen im Hostel wohnten, um dann voll und ganz bei unserer Partnerschule in Had Kourt in die marokkanische Kultur einzutauchen. Und vieles war wirklich so anders als gewohnt! Dennoch erlebten die Schüler, dass sie mit den marokkanischen Jugendlichen auch viel verband, dass sich Bedürfnisse und Neigungen oft sehr ähnelten. Was mir persönlich jedes Mal unglaublich in die Augen springt, ist das unterschiedliche Verhältnis von Form und Kraft. In unserer Kultur ist vieles bis ins Detail geplant, geregelt und organisiert, alles ist also geformt, oft überformt. Dort wird viel improvisiert, immer wieder gibt es Änderungen und Überraschungen, d.h. es fehlt vielfach an Struktur und Form. Dafür ist dort eine unglaubliche Power und Energie zu spüren, mit der wir in keiner Weise mithalten können.

Ein Beispiel zum Thema Planung und Organisation: gemäß den Absprachen hatten wir eine detaillierte Planung für den Bau von Tischtennisplatten aus Beton mit Stückliste und allem Drum und Dran. Eine gute Woche vor unserem Aufbruch hatten sich die Kollegen drüben überlegt, dass Holzplatten doch besser wären, weil man sie wegräumen und damit den Platz auch anderweitig nutzen kann. Also musste nochmal ganz neu geplant werden. Aber die Materialbeschaffung vor Ort klappte noch rechtzeitig, und die Platten wurden sogar früher als erwartet fertig. Auf aufgereihten Stühlen verfolgten die Internatsschüler gespannt die Spiele der Deutschen. Die allermeisten hatten noch nie einen Schläger in der Hand gehabt. Dann durften sie nacheinander für drei Punkte gegen Sara antreten. Jedenfalls waren sie von der neuen Freizeitmöglichkeit begeistert.

Für eine Änderung waren wir selbst verantwortlich: vor Ort überzeugte uns der vorgesehene Holzzaun-Schutz der Beete im Eingangsbereich der Schule nicht mehr, weil wir die Betoneinfassung als Schutz für ausreichend ansahen und den geplanten Zaun aus in der Länge variierenden Holzlatten nicht für eine ästhetische Verbesserung hielten. Sehr schnell entwickelten unsere Partner daraufhin die Idee, aus den schon besorgten Latten zur Befestigung des Zauns stattdessen Garderoben für die Klassenzimmer zu fertigen, und es fanden sich andere Stellen im Schulgelände, die man bepflanzen und verschönern konnte.

Besonders freute uns, dass Ahmed Moubah, der Dank der Sammelaktionen und Sponsorenläufe unserer Schulgemeinschaft im Sommer an seinem Klumpfuß operiert werden konnte, die zeitliche Möglichkeit hatte, noch einmal an unserem Projekt teilzunehmen. So konnten wir erleben, dass er ohne den verdrehten Fuß viel entspannter, selbstbewusster und glücklicher wirkte. Bis er mit dem operierten Fuß ganz normal gehen wird, wird es noch eine Weile dauern, aber das Tanzen sah schon mal super aus. (Isabella Geier, Projektkoordinatorin)

 

 

Schülerberichte:

In Fès

 

Nach einem anstrengenden Reisetag aber voller Vorfreude stiegen wir mitsamt unserem Gepäck vor einem engen Aufgang in die mittelalterliche Medina von Fès aus unseren etwas kriminell aussehenden „Taxis“ aus und zerrten unsere Koffer zur Herberge hinauf, in der wir die einzigen und allerersten Gäste waren. Uns empfing erst einmal ein strenger Geruch, den niemand so wirklich identifizieren konnte, und meiner Meinung nach, für marokkanische Verhältnisse, Eiseskälte. Jeder hatte sich irgendwie mental auf Wärme eingestellt, wenn man schon mal nach Afrika fliegt. Der Riad, also die Herberge, war sonst sehr schön, vor allem die für uns alle neuen Ornamente und Muster an Decken und Wänden waren eindrucksvoll, ebenso das Wasserbecken in der Mitte. Die Toiletten waren gewöhnungsbedürftig, obwohl sie noch nicht einmal das für Marokko typische „Loch im Boden“ enthielten. In jeder Toilette stand außerdem Wasser am Boden, was anfangs sehr irritierend war, da wir nicht wussten, ob es sich um Wasser oder diverse andere Flüssigkeiten handelte. Daraufhin checkten wir die Duschen nach warmem Wasser ab, mussten aber feststellen, dass über die eineinhalb Tage verteilt mal gar kein Wasser, mal eiskaltes Wasser aus dem Hahn lief, was uns schließlich zwangsläufig zum Duschen im gegenüberliegenden Hotel verleitete, obwohl dort auch nicht alle Duschen warm waren. Auf unsere Duscherfahrungen folgend entdeckten wir in unserer Herberge eine Treppe, die zu einer Dachterrasse führte, von der man ganz Fès überblicken konnte. Diese Treppe führte jedoch durch zwei Etagen absoluter Baustelle. Das gab zu erkennen, dass hier doch noch einiges nicht ganz fertig gestellt und ausgereift war, was dann auch durch den explodieren Wasserboiler bewiesen wurde, der uns die Rückkehr in die Herberge eine Woche später verunmöglichte. Nachdem wir die Aussicht auf der Dachterrasse genossen hatten, sammelten wir uns im großen Empfangsraum in der Mitte des Riad um den Souk zu erkunden und unsere frisch eingewechselten Dirhem auszugeben. Abends waren wir als Gruppe dann wieder auf der Dachterrasse, wo wir bis in die Nacht saßen, Musik hörten und uns, in Decken eingewickelt, ein kleines Feuerchen machten. Der zweieinhalbtägige Aufenthalt in unserem Riad in Fès hat uns als Gruppe sehr zusammengebracht. (Cosima von Killinger)

 

Der S0uk

 

S0uk ist ein Begriff für den Markt in Marokko, es sind meistens sehr enge Gassen, in denen ein Laden an den anderen grenzt. Es gibt dort sehr viel zu kaufen wie z.B. Leder-Jacken, -Geldbeutel, -Gürtel, Fake Markenkleidung, wie z.B. von Supreme, Adidas, Gucci, Louis Vuitton, Nike sowie Graspfeifen, Wasserpfeifen, Tajines, usw. Ich finde den bunten Souk mit seinen vielen Gerüchen und Geräuschen und den freundlich werbenden Menschen sehr schön. Das Essen wurde an den Ständen frisch zubereitet und schmeckte meist sehr gut. Die Preise auf dem Souk waren im Verhältnis zu Deutschland sehr niedrig. Denn meistens hatte man auch noch die Gelegenheit zu handeln. Das war auch nötig, da die Preise für Deutsche immer höher waren als die für Marokkaner. Meistens muss man nur sagen, dass ein anderer Händler weiter unten es für weniger angeboten hat, und schon lassen die meisten mit sich reden. Als erstes sagt man die Hälfte des offiziellen Preises und verhandelt dann mit dem Verkäufer bis man sich auf einen Preis in der Mitte einigt. Abgesehen davon kann man sich in den vielen engen Gassen des Souks, der längsten, nämlich 160km langen, Fußgängerzone der Welt, sehr leicht verlaufen, wie Valentin, Carlo und ich erfahren mussten, als wir Kai von der Herberge abholen wollten. (Luca Zang, 9. Kl.)

Besuch einer Privatschule in Fès

Am ersten Tag in Fès wurde uns eine private Grundschule gezeigt. Uns wurde Tee angeboten und das Schulkonzept auf Französisch dargestellt. Da die Schule privat ist, müssen die Eltern viel Geld bezahlen, damit ihre Kinder dort unterrichtet werden. Der Schulleiter und Frau Geier haben uns erklärt, dass die Eltern auf sehr viel verzichten, um ihre Kinder auf die Schule schicken zu können. Wir alle fanden die Atmosphäre in der Schule ein wenig merkwürdig, da alle Lehrer und der Schulleiter sehr überzeugt waren von ihrem System und alles taten, um ihre Einrichtung ins allerbeste Licht zu stellen.

In der Schule war es sehr sauber und geordnet (anders, als in anderen Schulen, die wir später besucht haben). Uns wurden von den jüngeren Kindern einige Lieder auf Englisch vorgesungen. Außerdem wurde uns gezeigt, wie die Vorschulkinder auf Französisch lesen gelernt haben. Wir waren alle sehr überrascht, wieviel die Kinder bereits lernen mussten und tatsächlich lernten.

Am Ende wollten die Lehrer Fotos mit uns machen. Die Leiterin wollte mit mir noch mehr Fotos machen, da ich anscheinend aussah wie irgendeine arabische Tochter. Das fand ich ein wenig seltsam. (Klara Lonnemann, 10. Kl.)

In einem Kindergarten in Fès:

Wir durften am Freitag den 23.3.18 einen Kindergarten in Fès besuchen. Als wir ankamen wurden wir freundlich begrüßt und bekamen Tee und eine Kleinigkeit zu Essen.

Dann teilten wir uns in verschiedene Klassen auf, sangen mit den Kindern, kneteten kleine Schäfchen und andere Dinge und amüsierten die Kinder und uns. Wir brachten den Kleinen Fingerspiele bei, die nicht alle gut umsetzen konnten. Einige lebten ganz in der Nachahmung und machten alles mit, aber vielen fiel das sichtlich schwer. Anschließend gingen wir nach draußen auf den Pausenhof und brachten den Kindern einen französischen Reigen bei, den sie schnell beherrschten und begeistert mittanzten.

Nicht alle Kinder konnten Französisch, und so versuchten sie, arabisch mit uns zu sprechen. Man konnte auch beobachten, dass es Kinder gab, die uns Deutschen gegenüber sehr offen waren. Bei manchen hatte man dagegendas Gefühl, dass sie sogar ein wenig Angst vor uns hatten.

Schließlich klingelte die Glocke zum Mittagessen. Die Kinder rannten auf ihre Plätze und wir Deutsche setzten uns zu ihnen.

Zum Mittagessen gab es Couscous mit Gemüse und Fleisch, das typische Freitagsessen. Nach dem Essen spielten wir noch eine kleine Weile mit den Kindern, die dann ihren Mittagsschlaf machten. währenddessen wurden wir herumgeführt und uns wurde einiges über den Kindergarten erzählt, wie z.B. die Geschichten, die an den Mauern des Kindergartens dargestellt waren. Anschließend hatten wir Freizeit und konnten in einen Park gehen. Als wir zurück kamen sonnten wir uns noch so lange, bis der Bus uns abholte.

Das Zusammensein mit den Kindern war sehr schön für mich, denn ich konnte mich noch einmal so richtig in das Kind sein hineinversetzten. (Lotte Zimmer und Senta Zerrle, 10. Kl.)

Zentrum für körperlich behinderte Kinder

In Fès besuchten wir auch ein für körperlich behinderte Kinder ausgelegtes Behinderten-Zentrum. Hierzu gehörte ein großes Gelände mit viel Grünfläche, einem Spielplatz, mehreren Gebäuden und einem Garten, in dem verschiedene Kräuter und Gemüse-pflanzen gezüchtet wurden. Es gab eine Aufzuchtstation für Pflanzen und einen Kompost. In einem der Gebäude besichtigten wir einen großen Raum, in dem sich fünf Kinder befanden, die, von ihren Müttern begleitet, von einem ausgebildeten Pfleger therapiert wurden. Einem gelähmten Jungen wurden beispielsweise die Beine gedehnt, während zwei Babys eine Stehtherapie bekamen. Von einem der Mitarbeiter erfuhren wir jedoch, dass alle Kinder nur zwei Mal in der Woche die Einrichtung besuchen können, da der Andrang zu groß und die Mittel zu gering seien. Die restlichen Tage der Woche würden die Kinder einfach nur zu Hause bleiben. In einem anderen Gebäude besichtigten wir eine Werkstatt, in der lauter alte Rollstühle und Gehhilfen untergebracht waren. Normalerweise sollten sie repariert und unentgeltlich an Bedürftige weitergegeben werden, aber momentan fehlt das Geld, Personal dafür zu beschäftigen.

Insgesamt sah man in der Einrichtung deutlich, dass sich alle viel Mühe geben und sie nur das Beste erreichen wollen. Allerdings war es schockierend zu sehen, wie wenig Mittel, vor allem finanzieller Art, der Einrichtung zur Verfügung standen. (Luise Krüger, 11. Kl.)

Die Stadt Had Kourt und das Lycée Al Farabi

Schon im Voraus wollte ich mich ein bisschen über Had Kourt informieren, doch außer, dass es eine kleine Gemeinde mit 5000 Einwohnern im Norden Marokkos ist, findet man im Internet nichts, vielleicht noch ein paar Bilder, auf denen dann Frau Geier oder die Schule zu sehen ist. Daraus lässt sich recht schnell schließen: viel los ist dort normalerweise nicht.

Dieser Eindruck bestätigt sich dann auch recht plötzlich, wenn man ankommt: eine große Hauptstraße mit einigen Verzweigungen. Eine Apotheke. Ein Metzger. Ein Geldautomat. Es fühlt sich an wie eine Zeitreise ins letzte Jahrhundert, bei der man gleichzeitig ein paar Dinge der heutigen Zeit mitgenommen hat, wie z.B. 4G Internet in jedem, aber auch wirklich jedem Winkel. Die größten Institutionen scheinen die Schulen und der Markt am Sonntag zu sein, von dem der Ort seinen Namen hat. Sobald man ein paar Tage dort verbracht hat, fühlt man sich auch mental in die Vergangenheit zurück versetzt: in den Kaffees sieht man keine einzige Frau, wie das früher in den südlichen Ländern Europas auch der Fall war.

Was mich aber am meisten beeindruckt bzw. schockiert hat, ist der Bruch mit der in Europa gängigen Meinung, dass sich das Leben in Afrika „auf der Straße abspielt“. Das mag zwar in der Stadt so sein, auf dem Land dagegen ist das nur bis 21.00 der Fall: Jugendliche, vor allem Mädchen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit noch auf der Straße befinden, gelten, wenn sie nicht gerade zum Kiosk oder zum Nachhilfeunterricht eilen, als unsittlich.

Wie schon erwähnt, ist die Schule die größte Institution der Gemeinde. 1000 Schüler besuchen das Lycée (Gymnasium), 2000 weitere die Primär- und Sekundarschule. Solch eine enorme Zahl an Schülern macht selbstverständlich viel Müll. Noch dazu, wenn jeder Kaugummi einzeln in Plastik verpackt ist. Mülleimer sucht man aber leider vergebens. Seit einem der Austausch-Projekte hängt genau ein Mülleimer vor einem der Kioske. Die Folge dessen ist, dass der Müll zu großen Teilen auf der Straße liegt.

Trotz diese deutlichen Unterschiede zu daheim habe ich mich in Had Kourt unfassbar wohl und heimisch gefühlt, was nicht zuletzt an den marokkanischen Gastgebern (sowohl Lehrern als auch Eltern und Schüler) lag, die zwar manchmal eine andere Meinung bzw. Einstellung haben, aber IMMER bemüht sind, dass es „den deutschen Gästen“ bei ihnen gut geht. Das ist es letztendlich auch der Eindruck, den viele Teilnehmer des Projekts am Ende hatten: das Projekt könnte an jedem Ort stattfinden, denn es sind die Menschen, die es formen und prägen. (Johannes Schmid 11. Kl.)

Ausflug nach Larache:

Am Sonntag stand ein Ausflug ans Meer auf dem Programm. Wir fuhren in kleinen Schulbussen, immer marokkanische und deutsche Schüler gemischt, nach Larache. Auf der Fahrt kamen gute und interessante Gespräche zustande. Mein marokkanischer Nebensitzer erzählte mir über die Schule in Had Kourt und viele allgemeine Dinge zum Schulsystem in Marokko. Nach eineinhalb Stunden Autofahrt im Regen auf ungewohnt holprigen Straßen kamen wir im stürmischen Larache an. Larache liegt im Norden von Marokko am Atlantik. Dort stärkten wir uns erst einmal in einem Café. Währenddessen hörte der Regen auf und die Sonne brach durch. Danach erkundeten wir in kleinen Gruppen die 120.000 Einwohner umfassende Stadt. Auch hier gab es die für Marokko typischen engen Gassen und eine alte Ruine direkt am Meer. Immer wieder trafen sich die einzelnen Gruppen. Andere verbrachten die freie Zeit ausschließlich  in der Sonne direkt am Meer. In Larache fand genau zu dieser Zeit eine Landwirtschaftsmesse statt, die wir zusammen besuchten. Dort waren die Erdbeeren und Heidelbeeren, vor allem bei den deutschen Gästen, sehr gefragt. Ohne unsere marokkanischen Freunde wäre der Kauf dieser Früchte fast unmöglich gewesen, da kaum einer der Händler Französisch oder Englisch sprach. Gegen Mittag besichtigten wir Lixus, eine alte zerfallene Römerstadt, die etwas außerhalb von Larache liegt. Die Römer hatten hier Fischbecken zur Fischzucht und zur Produktion von Fischkonserven, Fischöl und Fischsauße angelegt. Die Ruinen der Römerstadt waren für mich weniger interessant, da wir zu Hause in Augsburg überall in der Stadt Überreste der Römer haben. Luca dagegen fühlte sich im Parcours-Paradies und sprang von Ruine zu Ruine, nicht ohne sich eine Verletzung am Schienbein zu holen. Nach dieser Besichtigung, die eine kleine Wanderung durch das Gelände beinhaltete, fuhren wir wieder ans Meer, an einen Sandstrand. Hier gingen drei der deutschen Schüler trotz niedriger Temperaturen schwimmen. Es war ein großartiges Erlebnis für uns drei, zu dieser Zeit im Atlantik zu schwimmen. Mit den vielen Eindrücken des ganzen Tages traten alle wieder die Rückreise an. Die Deutschen fuhren diesmal in einem eigenen Bus, denn sie waren noch bei Ahmed Moubahs Familie zu einem köstlichen Couscous eingeladen, als Dank für alle Unterstützung. Es wurde ein langer Tag, aber mit vielen spannenden und interessanten Erfahrungen. (Carlo Lang, 10. Kl.)

Projektarbeit

Beim Marokkoprojekt 2018 gab es mehrere Workshops, in denen wir gemeinsam mit den Marokkanern arbeiteten. Wir wurden gleich am Anfang in Dreiergruppen eingeteilt und die eigene Gruppe durfte jeden Tag zusammen mit marokkanischen Schülern an einem anderen Workshop teilnehmen.

Angeboten wurden fünf verschiedene Kurse/Projekte:

Es gab das Mülleimerprojekt, in wir leere Farbeimer aus Metall mit Holz verkleidet haben, welches wir dafür zurechtsägten, schnitten und schliffen. Am Ende entstanden schöne und brauchbare Mülleimer für die Klassenräume. Vier schenkten wir dem benachbarten Collège bei einem Freundschaftsbesuch.

Ein weiteres Projekt war die Herstellung von Garderoben für die Klassenräume. Garderoben gibt es nämlich nirgendwo bis jetzt. In einem anderen Kurs sprachen wir auf Französisch über die verschiedenen Arten von Gewalt, unsere Erfahrungen damit, sowie über Möglichkeiten ihnen am besten zu begegnen. Bei diesem Kurs war es sehr spannend die unterschiedlichen Ansichten und Meinungen zu hören und zu verstehen versuchen.

Im Umweltprojekt haben wir den Kompost aus einem früheren Projekt nach den bei unserem Besuch in dem Behindertenzentrum in Fès erworbenen Kenntnissen den klimatischen Bedingungen angepasst (Erdgrube und Plastikplane), wir pflegten die früher angelegten Beete und legten um die Bäume im Schulhof herum neue an, wozu wir Erde hinter dem Schulhaus abtrugen und siebten. Unser anspruchsvollstes Projekt war die Herstellung von zwei Tischtennisplatten, welche für das Jungeninternat und das Jugendzentrum bestimmt waren. Die Jugendlichen freuten sich sehr, schauten uns zuerst zu und probierten es dann begeistert selbst. Das Jugendzentrum hatte schon mal eine Tischtennisplatte in den 80er Jahren gehabt, die war aber irgendwann kaputt gegangen.

Als Schlussfazit möchte ich sagen, dass uns alle diese Projekte gefallen haben und es sehr spannend war, ganz unterschiedliche Bereiche mit den Marokkanern kennengelernt und bearbeitet zu haben. (Josefine Strauß, 10. Kl.)

 

Familienleben in Marokko

Das Leben in den jeweiligen Gastfamilien war ein großer Bestandteil des Projekts. Es fing an, als wir am ersten Abend in Had Kourt die Familien kennenlernten und hörte auf, als wir uns wieder von dort verabschieden mussten.
Die Familien waren sehr unterschiedlich was arm und reich angeht, zumindest soweit ich das mitbekam, doch ich glaube, jede Familie hatte das gleiche Bestreben es dem Gast so gut wie möglich ergehen zu lassen. Ich hatte wahrscheinlich eine mittlere oder relativ wohlhabende Familie erwischt. Es gab eine richtige Toilette, eine richtige Dusche und ein richtiges Waschbecken. Die Eltern hatten mir ihr Schlafzimmer mit großem Bett abgetreten und schliefen mit den anderen Familienmitgliedern im Salon auf Matten auf dem Boden oder auf dem Sofa. Insgesamt gab es sechs Räume:  Einen Flur ein Wohnzimmer mit Esstisch, Fernseher, Schlafecke und Couch, eine Küche, ein Bad, mein Schlafzimmer und eine Garage. Auf das Dach konnte man natürlich auch, dort hängte die Mutter die Wäsche zum Trocknen auf.
Meine Familie bestand aus meinem Gastbruder und Projektpartner Salah, dessen ca. zwölfjährigem Bruder, Mutter und Vater, der aber in einer anderen Stadt arbeitete. Ein älterer Bruder war schon ausgezogen. Die Mutter konnte etwas Französisch, sodass wir uns relativ gut verständigen konnten. Salahs kleiner Bruder konnte aber natürlich nur Arabisch, doch man konnte sich durch Gesten auch so gut verständigen.
Zum Frühstück gab es meistens ein etwas härteres dickes Brot mit Kiri-Käse sowie einen Erdbeer-Milchshake. Zum Mittagessen gab es Verschiedenes wie Thunfischpizza, Couscous am Freitag oder so mehrlagige, Pfannkuchen-blätterteigartige Teigfetzen mit einer Fleischbrühe übergossen und mit etwas Gemüse und Fleisch darin. Das Abendessen gab es dann meistens immer erst so um 22 Uhr und fiel etwa gleich aus wie das Mittagessen. Störend war beim Essen nur, dass der Fernseher die ganze Zeit lief.
Da wir von dem Programm des Projekts immer relativ spät zurückkamen gab es nicht so viel Zeit um mit der Familie etwas zu machen. Ich hatte von Zuhause ein UNO-Spiel mitgebracht, welches ich dann mit Salah und seinem Bruder spielte. Es hat mir großen Spaß gemacht und Salahs Bruder ganz offensichtlich auch sehr.
Ich fand es eine großartige Erfahrung mit dieser Familie zusammen zu leben, die eine so andere Kultur hat.  (Kai Fachinger)
Marokkanische Küche

Die Marokkanische Küche ist nicht nur sehr gut gewürzt, sondern für uns Europäer sehr ungewohnt. Die Marokkaner essen am Tag bis zu sechsmal und das meist mit den Händen. Es gibt süße Mahlzeiten wie Pfannkuchen oder süßes Brot mit Honig aber natürlich auch salzige wie die Tajine, die nach dem Tontopf heißt, in dem sie zubereitet wird, und jeden Freitag Couscous mit 5 verschiedenen Arten von Gemüse. Darunter sind Karotten, Kartoffeln, Fenchel, Zuchini und Kraut. Auch Pizza essen die Marokkaner.Viele vermissten den Salat oder ihr Besteck zum Essen. Am beliebtesten waren eine Art Crêpe mit La vache Kiri. Vor oder nach jedem Essen in Marokko gibt es Pfefferminztee mit viel Zucker. Selbst für mich als Vegetariern gab es eine vielfältige Auswahl.  Das einzige Problem war, dass man wirklich viel essen musste.? Das Essen war erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig aber auch unbeschreiblich lecker. Allein das Essen ist einen Besuch in Marokko wert. (Sara Resech, 11. Kl.)

Ausflug nach Ouazzane

Mittwochnachmittag machten wir deutschen Teilnehmer auf Einladung eines Vereins einen kleinen Ausflug nach Ouazzane, einer etwa 30 kmr von Had Kourt entfernten Stadt. Zwischen all den Aktivitäten mit „unseren Marokkanern“ war es irgendwie seltsam, ohne sie in den Schulbus zu steigen, der uns innerhalb von kurzer Zeit nach Ouzzane brachte. Da wir während der Gebetszeit ankamen, die meisten Geschäfte aber erst danach wieder öffneten, schauten wir uns um und fuhren auf einen Berg zu einem höher gelegenen Platz, von dem aus man einen atemberaubenden Blick auf die ganze Stadt und das umliegende Land hatte. Sogar hier oben hörten wir das akustische Wirrwarr nicht ganz gleichzeitiger und unterschiedlich positionierter Gebetsrufe. Es klang für mich zwar sehr befremdlich, trotzdem war es ein besonderer Moment. Als wir wieder unten waren  – im Auto hatten wir uns über das deutsche Schulsystem unterhalten, warum nicht? 😉 – hatten wir zwei oder drei Stunden Zeit, in Gruppen, jede von einem der mitgefahrenen marokkanischen Lehrer begleitet, über den Souk zu schlendern und uns gegebenenfalls etwas zu kaufen. Wenn man nichts kaufen wollte, lief man einfach mit und genoss die angenehme abendliche Stimmung.

Für mich war dieser Ausflug (nach Ouzzane) auch insofern ein Erlebnis, dass ich eine Djellabah trug. Meine Gastschwester hatte mir ein solches traditionelles Gewand zum Ausprobieren gegeben und gefragt, ob ich es nicht für den Ausflug anziehen wolle. Auf meine Frage, ob das denn nicht zu auffällig und zu schick sei, antwortete sie nur, das sei kein Festgewand, es sei normal und ideal für solche Anlässe. Nach kurzem Zögern willigte ich schließlich ein. Warum denn nicht? Wenn ich schon mal hier war… Natürlich fühlte es sich am Anfang seltsam an, als einzige Deutsche in der Gruppe so etwas zu tragen, doch ich gewöhnte mich schnell daran. Bald merkte ich, dass es in dem Klima wirklich geradezu ideal war und im Sommer mit Sicherheit viel angenehmer zu tragen ist, als eine kurze Hose. Ich fühlte mich nicht angestarrt, es war irgendwie ganz normal. Ich fühlte mich auch so wohl darin, dass es Rimes Mutter bemerkte, die uns alle zum Abendessen einlud und riesige Platten auftragen ließ, und mir die Djellabahschenkte. Ich freute mich sehr und tue es immer noch, auch wenn ich die Djellabah in Deutschland natürlich nicht so selbstverständlich in der Öffentlichkeit tragen kann, wie in Marokko… (Luzia Menacher, 11. Kl.)

Besuch einer Dorfschule

Am Donnerstag fuhren wir gegen Mittag in ein kleines Dorf im gefühlten Nirgendwo. Bei der Ankunft hieß man uns schon wirklich sehr willkommen. Das ganze Dorf hatte sich vor einem großen, eigens aufgebauten, traditionellen Zelt versammelt um uns zu begrüßen. Es gab Musik und Tanz. Kurz darauf ging es los mit Essen. Es gab das typisch marokkanische Frühstück. Nachdem wir uns bis oben hin vollgegessen hatten, gingen wir in die dort vorhandene Dorfschule. Dort haben wir uns in mehrere Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe hat Zitronenbäume gepflanzt, eine andere mit Schülern gesungen, und noch eine andere Gruppe hat aus Papier kleine hüpfende Frösche gefaltet. Nach Ansicht der Marokkaner mussten wir wieder großen Hunger haben, denn anschließend gab es Reis mit Hähnchen in der typisch marokkanischen Tajine. Eines muss man den Marokkanern lassen, kochen können sie…Eine Frau erzählte uns das Schicksal ihrer Tochter, die mit 11 Jahren an Tetanus erkrankt war und dann weder sitzen noch laufen und deswegen die Schule nicht mehr besuchen konnte. Einige Schüler beschlossen spontan ihr zu helfen. (Simon Wagner, 9. Kl.)

Deutsche und marokkanische Jugendliche im Vergleich

Dass Kinder beim Heranwachsen wesentlich durch ihr Umfeld geprägt werden, lässt sich nicht bestreiten. Das Kind bringt eigene Talente und Eigenschaften mit, doch durch das Umfeld werden sie entsprechend zum Vorschein gebracht. Wie eine Pflanze, die in den verschiedenen Böden sich unterschiedlich entwickeln kann.

Als ich selbst in Marokko war, stellte ich fest, dass wir sehr viele Freiheiten im Gegensatz zu marokkanischen Jugendlichen genießen, angefangen bei einem Pass für 177 Länder, der es uns ermöglicht ohne Visum zu reisen.

Wir werden zum selbstständigen Denken erzogen und dazu, die Dinge zu hinterfragen. Dagegen hatte ich in Marokko oftmals den Eindruck, dass die Kinder die Meinungen übernehmen sollen, die als allgemeine Wahrheit angesehen werden. Sollten sie dies nicht tun, geraten sie leicht in Konflikt mit Lehrern oder teilweise sogar ihren eignen Eltern. Das Hinterfragen der Dinge ist oftmals nicht erwünscht, vielleicht weil man sonst Antworten auf Fragen geben müsste, auf die es keine sinnvollen gibt.

Wenn wir mit der Schule fertig sind, planen wir oftmals zu reisen (im Rahmen unserer Möglichkeiten) oder machen uns Gedanken darüber, was wir studieren wollen oder welche Ausbildung wir anstreben. Oftmals ziehen deutsche Jugendliche auch wegen dem Studium oder der Ausbildung von Zuhause aus und leben für diese Zeit in einer anderen Stadt. In Marokko hingegen lässt man Mädchen nicht gern allein weit von zu Hause weg wohnen, solange sie nicht verheiratet sind, außer es muss wegen des Studiums sein. Auch solange sie noch zu Hause, also in Had Kourt leben, haben die Mädchen nur wenig Freiraum. Man darf jedoch nicht vergessen, dass man auch hier keine allgemeinen Aussagen treffen kann und darf, da es immer Ausnahmen gibt. Vereinzelt sind die Familien und die Art und Weise, wie sie ihre Kinder erziehen, auch sehr europäisch orientiert. Die marokkanischen Heranwachsenden werden außerdem mit einer viel engeren Bindung an ihre Familie groß, schon allein deswegen, weil sie in ihrem Zuhause auf weniger Platz zusammenleben als das in Europa der Fall ist. Bei uns ist es durchaus normal, dass die Kinder ihre eigenen Zimmer im Haus haben.  In Marokko hingegen haben die Kinder nur in den seltensten Fällen ihr eigenes Zimmer. Auch wenn das für uns im ersten Moment neu und ungewohnt klingt, so ist es für die Kinder/Jugendlichen dort völlig normal.

Ich habe die Schüler dort als sehr lebensfroh und interessiert erlebt. Ich denke, in einem gegenseitigen Austausch, wie er im Marokko-Projekt stattfindet, können beide Seiten sehr viel voneinander lernen, da man eine neue Sicht auf die Dinge bekommt und sie durch andere Augen sehen kann, sofern man sich darauf einlässt. (Lucas Hein, 11. Klasse)

 

Zum Abschluss ein Konzert

Am letzten Tag unserer Marokkoreise – es war der 31. März 2018 – wurden wir in der Stadt Fès von der Vizebürgermeisterin zu einem Konzert im Rahmen eines Festivals für andalusische Musik eingeladen; es spielte eine in Marokko sehr bekannten Gruppe.

Das Konzert sollte um 20:00 Losgehen. Wir wurden pünktlich zum Konzertort gefahren, wo wir auch pünktlich eintrafen. Sogar so pünktlich, dass wir zu Beginn des Konzertes einen Sitzplatz fanden, wenn auch nicht in der zugesagten ersten Reihe. Die große Konzerthalle war von innen mit einer wunderbaren Holzdecke verkleidet und auch sonst sehr stilvoll eingerichtet und verziert. Zurück zu dem Konzert. Wir hatten uns also Sitzplätze ergattern können und setzten uns auf jene. Nach kurzweiligen zehn Warteminuten begann dann das Konzert. Erst spielten unsere in Weiß, Schwarz und Rot gekleideten Freunde ein kleines Stück, das marokkanischen Ohren wundervoll klang, unseren europäischen – bis auf Ausnahmen – aber eher anstrengend, woraufhin auch prompt einige einschliefen. Gut, dass wir nicht in der ersten Reihe saßen. Nun ja. Nach diesem Stück blickten wir mit gespannter Vorfreude dem nächsten entgegen, das aber eine ganze Zeit auf sich warten ließ, da ein Ehrengast noch nicht eingetroffen war und ohne ihn – den Provinzgouverneur – durften die Musiker nicht mit dem Konzert beginnen. In der nun folgenden Wartezeit habe ich mir diese Gruppe einmal genau angesehen und werde nun die Instrumente aufzählen, die ich mit scharfem Auge erspähen konnte: es waren Geigen, Bratschen, Celli, eine Rhythmus Gruppe (Trommel, eine Art Glockenspiel, Kontrabass), eine alte Art Geige, eine Laute, und eine Sängerin. Der Rest bestand, bis auf eine Geigerin oder Bratscherin rein aus Männern. insgesamt würde ich auf ca. 20 Musiker tippen.

Inzwischen war der Ehrengast eingetroffen und das Konzert hätte beginnen können. Tat es auch. In Deutschland wäre jetzt die Durchsage gekommen, dass man die Mobilfunkgeräte ausschalten, seinen Platzt einnehmen und still sein solle, dann wäre langsam das Licht erloschen, das Orchester wäre auf die Bühne gekommen, dann der Dirigent, und dann hätten sie nach einer kurzen Verbeugung begonnen zu spielen. Dann Pause, das ganze nochmal, und dann Ende. In Marokko war es etwas anders. Es kann jetzt natürlich sein, dass wir uns auf einem Ereignis in der Art eines Pop/Rock Konzerts befanden, aber wer geht denn mit einem Anzug zu solch einem Spektakel.

Sie begannen also zu spielen, aber im Saal war es nicht etwa still, sondern es wurde munter weitergeredet, telefoniert, gelacht, gefilmt, raus und reingelaufen. Einige starteten während des Konzertes einen Facebook bzw. Instagram Livestream. So gegen 20:30 begann das erste Lied mit Ehrengast. Gegen 21:00 Uhr war dieses vorbei, und dann begann ein Lied, dessen Ende nicht dafür bestimmt war, von uns gehört zu werden, da wir das ganze Spektakel, leider schon um 22:00 verlassen mussten. Lange vor dem eigentlichen Ende gegen 01.00 nachts. Die meisten verschmerzten das problemlos, ich gehörte dazu. (Valentin Meyer, 10. Kl.)