Vor zwei Jahren haben wir begonnen, gemeinsam eine Fahrradüberdachung zu bauen. Wir dachten, wir würden sie nach der Begegnung in ein paar Aktionen fertigstellen, aber nun stellte sich heraus, dass erst wieder unsere marokkanischen Freunde kommen mussten. Ohne sie haben wir es nicht geschafft!

Sie kamen vom 22.07. bis zum 01.08.2017

Jetzt wurde der 100m2 große Fahrradunterstand, teilweise bei heftigem Regen, fertiggestellt, d.h. mit einem massiven Holzdach versehen, dessen Stahlstützen vor 2 Jahren zusammen einbetoniert worden waren. In den Balken, der zum Schulhof hin das Dach trägt, hat Badr Tuir, einer der marokkanischen Kollegen, auf Arabisch die Namen beider Schulen geschnitzt.

Die marokkanischen Schüler mussten sich z. T. daran gewöhnen, in den Gastfamilien erstmals mit Hunden zu wohnen, Zärtlichkeiten zwischen Jungen und Mädchen oder im Englischen Garten sogar Nacktbadende zu erleben, während die gastgebenden Schüler z. B. vor der Aufgabe standen die richtige Gebetsausrichtung in ihrer Wohnung herauszufinden (nach Mekka). Auch konnten sie in einer kleinen türkischen Moschee erstmals einem muslimischen Gebet beiwohnen.

Im Rahmen der Projektwoche, die zeitlich mit dem Besuch der Partner zusammenfiel, konnte man bei Samira lernen, marokkanische Gerichte zuzubereiten, von Mohammed erfuhr man viel über Marokko, und bei Badr konnte man arabische Kalligraphie üben. Marokkanische Schüler wählten Kurse wie Aufbau und Pflege eines Viertaktmotors, Gewaltfreie Kommunikation, Bouldern, Brakedance, Fahrradreparatur, Singen und die Zubereitung von Sushis. Vorteil der Projektwoche war, dass mehr Schüler mit unseren Gästen in Kontakt kamen, Nachteil, dass die Kerngruppe mehr Zeit brauchte, um richtig zusammenzuwachsen.

 

Mit dabei war auch Ahmed, Ex-Schüler der Partnerschule und inzwischen Mathematikstudent. Er wurde mit Klumpfüßen geboren, und seine mittellosen Eltern konnten die teure Therapie in der fernen Stadt finanziell nicht lange genug durchhalten. Darum ist ein Fuß noch heute um 90° nach innen gedreht, und Ahmed läuft auf dessen Außenkante. Die Schulgemeinschaft hatte durch eine Spendenkampagne und Sponsorenläufe darauf hingearbeitet, dass der 21jährige hier operiert werden kann und das Geld für den langen Krankenhausaufenthalt gesammelt. Prof. Wild und Dr. Lembcke, zwei Chirurgen der Donaukliniken, waren bereit, die Operation unter Verzicht auf jegliches Honorar vorzunehmen. Leider gelang es nicht, ein medizinisches Visum für Ahmed zu bekommen, und das Touristenvisum war auf die Zeit des Austauschprojektes begrenzt. Eine Verlängerung konnte auch nicht erwirkt werden. So musste er, zwar erfüllt von den Eindrücken seiner ersten Auslandsreise, ja seiner ersten Reise überhaupt, aber doch recht enttäuscht mit den übrigen Teilnehmern Deutschland wieder verlassen. Die marokkanischen Lehrer haben versprochen, sich darum zu kümmern, dass er in Marokko operiert wird.

Das ist inzwischen geschehen. In einer ersten OP wurde die Fußstellung korrigiert, indem ein Knochenkeil herausgesägt wurde, in einer zweiten wird dann noch die Fußsohle begradigt. Siehe auch https://www.facebook.com/Ahmedsoll2016laufen/