In diesem Jahr reisten wir wieder nach Marokko. Mit dabei war Claudia Huber, eine Kollegin vom Gymnasium St. Anna, die Schüler unserer Schule zum berichten in ihren Französischunterricht eingeladen hatte. Ihre begeisterten Schüler wollten auch nach Marokko, so entschied sie sich, ein P-Seminar mit Marokkofahrt anzubieten. Auf Wunsch unserer marokkanischen Partner bestand die gemeinsame Projektarbeit darin, in zwei naturwissenschaftlichen Räumen feste Holzbänke zu bauen, als Ersatz für Metallhocker, die bei jeder Bewegung großen Lärm verursachten. Für dieses Projekt bekamen wir 2013 von der KMK den Titel Projekt des Monats.

Mit dabei war auch Beowulf, ein ehemaliger Schüler von uns. Es hat sich gezeigt, dass es für die Gruppendynamik sehr gut ist, wenn jemand dabei ist, der altersmäßig zwischen Schülern und Lehrern steht. Beowulf machte alle Fotos und half als gelernter Schreiner beim Bauen der Bänke. Am letzten Abend machten ihm gleich zwei Mädchen einen Heiratsantrag – wohl um eine Chance zu haben, nach Europa zu kommen. Sehr überraschend für ihn und für uns!
Der erste Besuch fand während der Sommerferien statt, und es war so heiß, dass wir uns nachts auf die Dachterrasse flüchteten. Diesmal, an Ostern, war alles wunderbar grün in Marokko, und es hat sogar öfters geregnet. Die Temperaturen kletterten nur gelegentlich auf wirklich sommerliches Niveau, manchmal war es selbst für uns Deutsche frisch bis kalt. Ein Unterschied zum ersten Mal war noch, dass wir diesmal auch den Schulbetrieb miterleben konnten. Außerdem kamen der Leiter der zuständigen Kultusbehörde und andere Offizielle extra nach Had Kourt, um sich über unser Projekt zu informieren. Inzwischen ist auch ein kleiner Artikel in einer nationalen marokkanischen Zeitung erschienen, und Chafik Graiguer, unser Projektpartner wurde schon zu zwei Kongressen eingeladen, um über unsere Schulpartnerschaft zu berichten.
Wir ließen unseren Partnern Geld und Werkzeug da. Damit statteten sie dann in zwei Wochenend-Aktionen eigenständig zwei weitere naturwissenschaftliche Räume mit Holzbänken aus.
Zur Finanzierung hatten die deutschen Teilnehmer einen friendly service beim Supermarkt real geleistet, außerdem durften wir eine Stunde lang in der dm-Filiale in der Nähe der Schule kassieren und den gesamten Erlös behalten. Das Kassieren übernahm Anthea Lowich mit Bravour.

Schülerstimmen

Die Schule in Had Kourt

Als wir das erste Mal zur Schule kamen, stand draußen eine dicht gedrängte Schülerschar. Alle sahen uns an, man kam sich vor wie ein besonders exotisches Tier im Zoo. Alle wollten von uns hören, wie es uns hier gefalle, und ob wir die Schule und Had Kourt schön fänden – was wir natürlich bejahten. Wir wurden auch gefragt, ob wir sie selbst schön fänden(!), worauf uns jede Menge Komplimente gemacht wurden und manch eine sogar einen Heiratsantrag bekam. Das Schulhaus war an manchen Stellen sehr
heruntergekommen, einige Fensterscheiben waren eingeschlagen, von der Decke hingen – soweit vorhanden – nackte Glühbirnen, und auf dem Schulhof war es nicht anders als auf den Straßen und vor allem den Wiesen draußen: überall am Rand lag Müll.
Was mich beeindruckte, war die Motivation der Schüler im Unterricht. Man merkte es in der Englischstunde, an der wir teilnehmen durften. Die Stunde fing zuerst ganz normal an, der Lehrer teilte kleine Übungsblätter aus, jeder las sich die Lückentexte durch, dann fragte der Lehrer, was in die erste Lücke müsse. Auf ein Mal schossen fast alle Hände in die Höhe und alle schrien: „Teacher, teacher, teacher!“ um drangenommen zu werden. Und so ging es weiter bis zur letzten Frage! Ich musste an die Situation bei uns daheim
denken, wo sich der Lehrer freut, wenn sich mal mehr als die üblichen drei Schüler melden. Die Jugendlichen in Marokko sehen die Schule oft als ihre einzige Chance später einen guten oder überhaupt einen Beruf zu bekommen und sind daher alle viel engagierter als wir es sind. Immer wieder sagten uns die marokkanischen Jugendlichen, was für ein Glück wir doch in Deutschland hätten, mit all den Möglichkeiten, die vor allem auch uns Mädchen offen stünden.
Olivia Spring, 11. Klasse

Die Gastfreundschaft

In Marokko wohnten die meisten von uns nacheinander in zwei oder gar drei Familien. Überall wurden wir freundschaftlich empfangen. Immer waren wir willkommen und sollten uns wie Zuhause fühlen. Beim Essen wurde uns der beste Platz angeboten und dann wurden wir unglaublich verwöhnt. Die marokkanische Gastfreundschaft zeigte sich gerade beim Essen
besonders stark. Egal zu welcher Uhrzeit wir nach Hause kamen, immer wartete auf uns eine Mahlzeit, immer waren unsere Gastgeber bereit, uns zu verwöhnen.
Da wir allein in den Familien lebten, bekamen wir deren alltägliches Leben besonders gut mit. So fiel es uns auch dementsprechend schwer, uns bei der Abreise wieder von der Familie zu trennen. Vielen von uns wurde schon nach wenigen Tagen erklärt, dass wir nun Mitglied der jeweiligen Familie seien. Auch seien wir Miteigentümer der Häuser, Bruder oder Schwester unserer Gastgeschwister. Diese Gastfreundschaft schaffte die nötige Verbindung und überbrückte die anfängliche Unsicherheit. Sie war die Kommunikation,
wenn alle Wörter ausgingen.
David Bjelland, 11. Klasse

Projektarbeit

Dort, wo das Projekt stattfindet, wird gemeinsam an etwas nützlichem für die Gastgeber gearbeitet. Diesmal hatten sich unsere marokkanischen Partner gewünscht, dass wir in einem mit Betontischen ausgestatteten Klassenzimmer die Metallhocker, die bei der kleinsten Bewegung auf dem Fußboden einen unerträglichen Lärm verursachten, durch fest installierte Holzbänke ersetzen. Dabei halfen uns die marokkanischen Schüler mit großer Begeisterung, denn viele von ihnen hatten so etwas noch nie zuvor gemacht.
Durch ihre Hilfe waren wir schon nach zwei Tagen mit dem Klassenzimmer fertig und konnten, nachdem wir nochmals Holz bei einem Schreiner bestellt hatten, ein weiteres Zimmer mit Bänken versehen. Auch die marokkanisch-deutsche Zusammenarbeit klappte gut, zumal man immer in gemischten Gruppen arbeitete. Meistens konnten jedoch nur ein paar an den Bänken arbeiten, alle anderen gingen mit in den Unterricht der Marokkaner oder lernten gemeinsam in Arbeitsgruppen die ersten Worte aus der jeweils anderen Sprache. Wobei die Marokkaner begeistert alles nachsprachen, was wir ihnen sagten. Auch versuchten wir gemeinsam Lieder
zu singen, was jedoch nur durch Nachsingen klappte, da niemand Noten lesen konnte. Mit großem Spaß wurden auch Ostereier bemalt, wozu wir extra Farben mitgenommen hatten.
Es hat Spaß gemacht mit den marokkanischen Schülern zusammen zu arbeiten.
Julius Kühmstedt, 10. Klasse

Essen auf Marokkanisch

Für uns war das Essen am Anfang gewöhnungsbedürftig, doch passten wir uns schnell an. Zum Frühstück gab es in den meisten Familien Fladenbrot mit Marmelade, Honig oder Frischkäse, oft auch so genanntes „Melui“, eine Art Pfannkuchen aus Blätterteig. Dazu traditionellen Pfefferminztee, allerdings mit mehr Zucker als Pfefferminze, oder einen Kaffee. Mittags gab es meistens Gemüse mit Fleisch, freitags immer Couscous, was wir mit den Händen aus einem großen, gemeinsamen Teller aßen. Das war gemeinschaftsfördernd! Am Nachmittag gab es manchmal Nüsse, Gebäck oder etwas später Brot und Marmelade. Anschließend kam
das Abendessen mit kaltem Reis, Fisch oder Kartoffelsalat und nochmal Gemüse mit Fleisch oder Spaghetti mit scharfer Soße. Danach
Nachtisch wie Obstsalat, süße Nudeln, über die Zucker und Kakao gestreut war, oder Milchreis. In vielen Familien wurde sogar mitten in der Nacht nochmal Essen angeboten.
Alma Lisa Lamey, 11. Klasse

Osterwanderung

Am Sonntag, den 8. April haben wir nachmittags eine Wanderung auf den Berg Kouret gemacht. Es hatte 33° Grad und war sehr anstrengend. Nach eineinhalb Stunden Anstieg kamen wir nacheinander oben an. Wir setzten uns unter einen Baum und genossen die
wunderbare Aussicht auf Felder und Weiden in unterschiedlichsten Grüntönen. Es war wunderschön! In der Zwischenzeit hatte der
Osterhase die von uns gemeinsam bemalten Eier versteckt, die wir anschließend suchen durften. Die marokkanischen Schüler und
Lehrer waren ganz eifrig dabei und suchten um die Wette. Man sah ihnen den Spaß an, weswegen wir Deutschen so manches Ei
übersahen. Anschließend aßen wir die Eier und spielten ein „Ich wünsche mir ….“-Spiel. Nach etlichen Liedern, die abwechselnd von
uns Deutschen und den Marokkanern gesungen wurden, stiegen wir wieder ab und hatten dabei die warme, sich langsam neigende
Sonne im Nacken. Es war ein sehr schöner Tag – so gut gelungen wie die ganze Reise.
Ich werde sie nie vergessen! Danke Herrn und Frau Geier!
Nele Seeger, 11. Klasse

Souk

Am Vormittag des Ostersonntags gingen wir auf den Souk in Had Kourt. Der Souk ist vergleichbar mit einem Markt, nur ist er um
ein Vielfaches größer, und es gibt so gut wie alles zu kaufen: Gemüse, Obst, Reis, Bohnen, Erbsen, Fleisch, Geschirr, Werkzeug, Kleidung, Kopftücher, Kaftane und vieles mehr. In Had Kourd findet der Souk traditionell am Sonntagvormittag auf einer riesigen Wiese unter Eukalyptusbäumen statt. Er war in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Gemüsebauern, Metzger, Schreiner, Kleidungsverkäufer, Friseure usw. waren nicht durcheinander gemischt, sondern sammelten sich als Gruppe mit ihren
Konkurrenten in den für sie bestimmten Bereichen. Die Verkäufer hatten häufig keine Tische,sondern türmten ihre Ware haufenweise auf ausgebreiteten Tücher. Manche Händler hatten bergeweise zerkratzte Handygehäuse vor sich liegen. Andere hatten
kleine Holzkisten vor sich stehen, auf denen Zigarettenstangen und Tempo-Taschentücher in Zehner-Packungen lagen. Anstatt diese wie in Deutschland komplett zu verkaufen, erhielt man Taschentücher nur als Einzelpackung und Zigaretten sogar oft stückweise. Es war brechend voll und wir mussten aufpassen, nicht von den Menschenströmen mitgerissen zu werden oder über quer über den Weg gespannte Seile zu fallen, mit denen die Zeltplanen gegen die Sonnenhitze festgemacht waren. Häufig musste man einem vollgepackten Esel oder Schubkarren ausweichen, die viel zu groß und breit für die überfüllten, engen Wege schienen. Überall riefen die Verkäufer ihre Ware aus oder verhandelten Menschen lautstark über Preise, wobei jeder Marokkaner von Kind auf zu wissen
schien, bei welcher Ware man handelte und bei welcher besser nicht. Männer schienen günstigere Preise aushandeln zu können als
Frauen. Vielleicht wurden die Männer, wie oft in islamischen Ländern, auch beim Handeln mehr akzeptiert als Frauen. Alle Menschen schienen sich auf dem Souk zu sammeln: Reiche, Arme, Kinder, Bettler, verhüllte Frauen, gläubige Männer. Alle in bunter Kleidung
oder die Männer in meist hellen Kaftanen. Es war sehr spannend und interessant diese komplett andere Art des Einkaufens zu erleben.
Fabian Lovich, 10. Klasse

Müll

Als wir in Marokko mit unserem Bus durch dieLandschaft fuhren, staunten wir immer wieder über die riesigen Flächen an verstreutem Müll, die sich an Straßenrändern oder in kleinen Wäldern befanden. Auch in der kleinen Stadt Had Kourt gab es bestimmte Stellen, wo verstärkt Müll hingeworfen wurde. So im einzigen kleinen Park, durch den wir manchmal zur Schule liefen, oder am Wegrand. Dass sich viele Marokkaner keine Gedanken um die Umwelt machen, bekamen wir selber mit. Denn als wir die Wanderung machten, warfen viele unserer Begleiter die Keksverpackung in der schönen Hügellandschaft einfach auf den Boden, und selbst die Lehrer vergaßen um ein Haar, den Müll nach unserer Pause wieder mitzunehmen. Das Problem ist aber, dass die Menschen gar keine Möglichkeit haben, den Müll zu entsorgen, da sich nirgendwo öffentliche Mülleimer befinden. In der ganzen Zeit in Marokko haben wir nur am Flughafen einen öffentlichen Abfalleimer gesehen. Für uns Deutsche war dies sehr ungewohnt. Sogar die Familien hatten meistnur einen einzigen Mülleimer, der sich dann in der Küche befand. In einem weiteren Projekt unserer deutsch-marokkanischen Partnerschaft
könnten wir uns ja mal mit dem Thema Müllentsorgung beschäftigen, Müll aufsammeln, Mülleimer her- und aufstellen, den Film plastic planet zeigen, diskutieren …
Pauline Schneider, 11. Klasse

Fès

Für einen Tag fuhren wir in die alte Königsstadt Fès, drei Stunden Busfahrt von Had Kourt entfernt. Wir trafen uns sehr früh am Morgen, es war noch dunkel und alle waren noch sehr müde. Ich war leider wieder der letzte. Nacheiner langen Fahrt in drei Minibussen machten wir in Volubilis halt, einer riesigen, römischen Ruinenstadt. Viele der marokkanischen Schülersahen sie zum ersten Mal. Wir kletterten zwischen den Säulen und Mauern herum und bewunderten die gut erhaltenen Mosaike. Dann ging es weiter nach Fès, wo ganz schön was los war, zumindest in der Altstadt, der Medina. Hier gab es auch andere deutsche Touristen, wodurch man sich als Ausländer nicht mehr so alleine fühlte. Die Gässchen waren sehr eng, und das ist nichts für schwache Nerven, denn es
kann schnell mal unübersichtlich werden. Wir wurden auch vor Dieben gewarnt, weshalb wir unsere Rücksäcke vorne trugen. Wir besichtigten schöne mittelalterliche Universitäten und manche kauften sich zwischendurch am Straßenrand etwas zu essen. Ein paar unserer marokkanischen Freunde aßen Schnecken, wobei mir der Hunger verging. Am Ende des Tages wurde unsdann noch Gelegenheit gegeben, selbständig in kleineren Gruppen shoppen zu gehen. Irgendwann in der Nacht kamen wir wieder in Had Kourt an. Jetzt wollte ich eigentlich nichts anderes mehr als schlafen – doch dann gab es noch einmal richtig fett ESSEN!
Julius Claussen, 11. Kl.

Von den verschiedenen Wahrheiten – Zwei Weltreligionen im Gespräch

Der Alltag in Marokko ist stark von religiösen Einflüssen geprägt. Anders als in Deutschland ist der Glaube dort ein stets präsentes Thema. Wie in allen Religionen gibt es auch im Islam die verschiedenen Arten von Gläubigen. Religiöse Eiferer und Fundamentalisten prägen das Bild, das die deutschen Medien vom Islam zeichnen. Doch wie wir in Marokko erleben konnten, entspricht das keineswegs der Realität. Die meisten Marokkaner leben ihren Glauben zwar wesentlich aktiver und öffentlicher aus, als man das aus Deutschland kennt, aber äußern sich kaum negativ über den christlichen Glauben. Die fünf täglichen Gebete sind so selbstverständlich in den Tagesablauf integriert wie das Essen oder Schlafen, vor und nach jeder Mahlzeit werden die rituellen
Worte zum Dank an Allah gesprochen und die Phrase „Inschallah“ („so Gott will“) wird regelmäßig in Gespräche eingestreut.

Die meisten Frauen kleiden sich nach den islamischen Vorschriften und tragen in der Öffentlichkeit Kopftuch und entsprechende Kleidung. Die große Rolle, die der islamische Glauben in der marokkanischen Gesellschaft einnimmt, wirkte zu Beginn unseres Aufenthaltes in Marokko etwas befremdlich, allerdings wich dieser Eindruck mehr und mehr der Be- und Verwunderung über die
Disziplin und Konsequenz, mit der die Menschen dort auch in den einfachsten Verhältnissen ihren Glauben leben. Aufgefallen ist mir allerdings auch die Abwesenheit von anderen  laubensgemeinschaften und die daraus resultierende Einseitigkeit der religiösen Landschaft sowie der latente gesellschaftliche Druck sich an die Regeln des Islams zu halten, der vor allem in einem kleinen Ort wie Had Kourt spürbar war. In den verschiedenen Gesprächen mit den marokkanischen Projektteilnehmern und Lehrern wurden leider die Unterschiede zwischen dem Christentum und dem Islam in den Vordergrund gestellt, obwohl sich beide Religionen in vielen Punkten ähneln.

Die kulturellen Unterschiede, sowie die Sprachbarriere machten es für alle Beteiligten nicht immer leicht bei einem so komplexen Thema wie der Religion einen Dialog auf Augenhöhe zu führen, ohne dabei einem der Gesprächspartner zu nahe zu treten. Da sich der Umgang mit dem Glauben in Deutschland sehr von dem in Marokko unterscheidet, gab es für die Beteiligten auf beiden Seiten einige Fettnäpfchen, die teils elegant umschifft, teilweise aber auch taktlos betreten wurden. Im Endeffekt glaube ich aber, dass die religiösen Diskussionen weitestgehend ohne große Fehltritte abgelaufen sind. Durch die beständigen Bemühungen einzelner Marokkaner konnten wir Deutschen einen sehr guten Eindruck vom Islam gewinnen.Zwar wirkten einige dieser Erläuterungen sehr bekehrend, aber die Aussage, der Koran schreibe seinen Anhängern den Respekt vor allen anderen monotheistischen Religionen vor, relativierte dies wieder. Im Zusammenhang mit dem respektvollen Umgang der Religionen miteinander fiel uns, die wir durch die deutsche Geschichte geprägt sind, allerdings die eher verständnislose Haltung der Muslime gegenüber der jüdischen Religion auf. Bedingt durch den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hat sich bei einigen arabischen Muslimen, die sich mit den Palästinensern solidarisieren, eine zum Teil starke Abneigung gegen Anhänger des jüdischen Glaubens ausgebreitet, die zwar nachvollziehbar, aber für uns keineswegs akzeptabel ist. Aber es ist natürlich immer schwierig, lange verfestigte Vorurteile aufzulösen, außerdem hatten wir viele andere interessante Programmpunkte, bei denen religiöse Themen hinter dem Erlebnis einer wachsenden deutsch-marokkanischen und marokkanisch-deutschen Freundschaft zurückstanden.

Bei allen Kontroversen konnten wir wiederholt feststellen, dass der Zweck der verschiedenen Religionen, die Suche nach der Wahrheit,
identisch ist. Ich persönlich bin der Meinung, dass es durchaus mehrere Wahrheiten geben kann. Aus dieser Überzeugung und dem festen Glauben, dass Toleranz, die aus der Kenntnis anderer Kulturen und Lebenswelten entsteht, der Schlüssel zu einem friedlichen Miteinander ist, möchte ich meinen Text mit einem Zitat von Mahatma Gandhi abschließen: „Die Wahrheit ist nicht das ausschließliche Eigentum einer einzelnen heiligen Schrift. Die Forderung der Zeit ist nicht eine einzige Religion, sondern die gegenseitige Achtung und Duldsamkeit der Anhänger aller Religionen.“
Luisa Lutz, 12. Klasse